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Nachhaltige Entwicklung braucht Bildung als Schlüssel: Celia Sokolowsky vom Landesverband der Volkshochschulen von NRW im Gespräch

Celia Sokolowsky | Foto: privat

Was bewegt die Mitglieder der LAG 21 NRW? Wie setzen sie sich für Nachhaltige Entwicklung ein? Diesmal: Celia Sokolowsky, Verbandsdirektorin des Landesverbands der Volkshochschulen von NRW.

Als neues Mitglied der LAG 21 NRW will der Landesverband der Volkshochschule von NRW die VHS als kommunale Schlüsselakteurin für die Bildung Nachhaltiger Entwicklung sichtbar machen. Verbandsdirektorin Celia Sokolowsky erklärt im Interview, wie Nachhaltigkeit die Inhalte und Organisation der VHS stetig verändert und wie trotz Corona weitergebildet wird.

Wie läuft es in der aktuellen Corona-Situation bei den Volkshochschulen in NRW?

Abgesehen von einzelnen Ausnahmeregelungen ist der Präsenzbetrieb der 131 Volkshochschulen in NRW durch die aktuellen Maßnahmen nahezu vollständig untersagt und der kommunale Weiterbildungsbetrieb findet durchgehend online statt. Zum Start ins digitale vhs-Frühjahrssemester in NRW sind tausende Online-Kurse und Veranstaltungen verfügbar – mehr als jemals zuvor. Trotz dieses Digitalisierungsbooms erhalten wir landesweit viele Rückmeldungen, dass die persönliche Begegnung fehlt und viele Bürger*innen die analogen Kurs- und Dialogräume vermissen. Besonders schwer getroffen hat die Corona-Pandemie viele Kursleitende, die häufig als Solo-Selbstständige tätig sind und aktuell vielfach Existenzängste haben.

Schon vor der Pandemie haben die Volkshochschulen die Digitalisierung der Bildung vorangetrieben – welche Potenziale stecken im digitalen Lernen und wie sieht die Zukunft aus?

Leitbild und Auftrag der vhs ist „Bildung für alle“ lebensbegleitend und lebenslang, kommunal verankert. Die Digitalisierung greift buchstäblich in alle Aspekte unseres Lebens ein, unabhängig von Alter und individueller Lebenssituation. Daher ist es Kernauftrag der Volkshochschulen, allen Bürger*innen gerade jetzt zielgruppenspezifische Bildungsangebote zu machen, die zu einer möglichst aktiven Gestaltung der Digitalisierung befähigen und gesellschaftliche Partizipation stärken.

Für die Volkshochschulen zahlen sich aktuell die Investitionen der vergangenen Jahre in die eigene digitale Infrastruktur aus. Sie sind in der Lage gewesen, in kürzester Zeit das landesweite Netz an digitalen Weiterbildungszentren auszubauen. Durch die jetzt gesammelten Erfahrungen der Corona-Pandemie wird es in Zukunft eine noch größere Programmvielfalt geben und die vhs-Lernwelt dauerhaft um hybride und digitale Angebote erweitert.

In Mönchengladbach wurde ein Besuch im Bürgergarten mit Wissen zu Permakulturen verbunden | Foto: vhs Mönchengladbach

Die Volkshochschulen in NRW sind Teil der kommunalen Pflichtaufgaben und bieten ein breites Spektrum an Bildungsangeboten – inwiefern werden damit Nachhaltigkeitsthemen und „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ abgedeckt?

Die Volkshochschulen sichern als kommunal verankerte Weiterbildungszentren die öffentliche Grundversorgung mit Weiterbildungsangeboten für alle Bürger*innen. Offen für alle haben die vhs Kontakt mit unterschiedlichen Zielgruppen, z. B. durch ihre Programmbereiche der Integration, Alphabetisierung oder Gesundheitsbildung.

Eine klassische Programmbereichslogik wird durch BNE teilweise aufgebrochen. Stattdessen wachsen idealtypisch verschiedene Programmbereiche verstärkt zusammen, wenn z. B. ein Kochkurs sinnvoll mit einer Exkursion zur Streuobstwiese und einem politischen Vortrag zu einem ganzheitlichen BNE-Format ergänzt wird. Darüber hinaus merken wir, dass ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür wächst, die großen Fragen zum Klimawandel, der Mobilität der Zukunft und einer nachhaltigeren Digitalisierung im kommunalen Kontext beantworten zu wollen. Aktiviert durch die neue Klimabewegung ist bei Bürger*innen über alle Altersgrenzen hinweg ein gesteigertes Interesse erkennbar, dort an notwendigen Prozessen für Nachhaltige Entwicklung mitwirken zu wollen, wo Veränderungen sichtbar werden: vor Ort in der eigenen Gemeinde oder im Stadtteil.

Wie werden sich die Volkshochschulen in NRW und der Landesverband in Zukunft am Gemeinschaftswerk Nachhaltige Entwicklung beteiligen?

Mit digitalen Methoden setzten sich Kursteilnehmende in Bochum mit Lebensträumen auseinander | Foto: vhs Bochum

Nachhaltige Entwicklung braucht Bildung als Schlüssel, um die gesteckten Nachhaltigkeitsziele unter Mitwirkung möglichst vieler Bürger*innen zu erreichen. Dabei braucht es insbesondere die Angebote der gemeinwohlorientierten Erwachsenenbildung an den vhs, um die Entscheidungsträger*innen von heute für ihre jeweiligen Verantwortungsbereiche zu sensibilisieren.

Vor diesem Hintergrund begreifen die Volkshochschulen BNE für sich übrigens auch als ganzheitlichen Organisationsentwicklungsprozess, der im Sinne des whole institution approach sowohl die organisationale als auch die pädagogische Arbeit stetig verändert. Die vhs in NRW sind in vielen Kommunen bereits heute zentrale Akteurinnen, die Nachhaltige Entwicklung lebensbegleitend fördern. Als kommunale Zukunftslabore wollen Volkshochschulen in Zukunft noch mehr Verantwortung dafür übernehmen.

Der Landesverband wirkt seit Kurzem im Fachforum Nachhaltigkeit der LAG 21 NRW mit. Was hat Sie dazu bewegt und was konnten Sie ggf. bereits mitnehmen?

Als Verband möchten wir auf Landesebene die Volkshochschulen als kommunale Schlüsselakteurinnen für die Bildung Nachhaltiger Entwicklung sichtbar machen und die Expertise der gemeinwohlorientierten Erwachsenenbildung noch stärker in das Fachforum einbringen. Das Fachforum ist aus unserer Sicht eine entscheidende Plattform, um gemeinsam mit wichtigen zivilgesellschaftlichen Partner*innen die zahlreichen politischen Entwicklungen im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung in NRW fachlich zu diskutieren und gemeinsame Prozesse zu initiieren, für welche die unterschiedlichen Perspektiven und Stärken der jeweiligen Mitglieder entscheidend sind.

In den ersten Gesprächen wurde mehr als deutlich, dass in der aktuellen Corona-Krise eine ebenso große Chance innewohnt, Nachhaltige Entwicklung zu stärken und mit vereinten Kräften gemeinsam auf allen Ebenen für dieses besondere Gelegenheitsfenster zu sensibilisieren.

Der Landesverband ist im Fachforum Nachhaltigkeit der LAG 21 NRW vertreten

Was erhoffen Sie sich als neues Mitglied der LAG 21 NRW vom Netzwerk Nachhaltigkeit des Vereins?

Für unseren Landesverband ist die LAG 21 NRW die erste Ansprechpartnerin in NRW, wenn es um die Verankerung von Nachhaltigkeitsstrategien in allen Verantwortungsbereichen der kommunalen Ebene geht. Wir erhoffen uns, gemeinsam noch stärker für die Bedeutung der kommunalpolitischen Entscheidungsebene bei der regionalen Umsetzung nachhaltiger Entwicklung in NRW werben zu können und dabei die 131 Volkshochschulen als Netzwerk für Nachhaltige Entwicklung gemeinsam zu stärken. Wir sehen großes Potenzial, die vhs regional noch stärker als bisher mit den Partner*innen der LAG 21 NRW zu vernetzen und dadurch sowohl wichtige Impulse für die Programmbereichsarbeit, als auch für die Organisationsentwicklung setzen zu können.

Umgekehrt hoffen wir, das Netzwerk mit den Volkshochschulen um höchst relevante Akteurinnen bereichern zu können, die Kontakt mit den unterschiedlichsten Zielgruppen haben und die notwendigen Angebote der (Weiter-)Bildung für Nachhaltige Entwicklung als landesweites Netz von 131 kommunalen Weiterbildungszentren vor Ort zielgruppenspezifisch umsetzen.

Weitere Infos:

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