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Wir sind LAG 21 NRW! Diesmal mit: Dr. Ralf-Rainer Braun, Stadt Hagen

Dr. Ralf-Rainer Braun. / Foto: privat

Was bewegt die LAG 21 NRW-Mitglieder? Wie setzen sie sich für mehr Nachhaltige Entwicklung ein? Wir stellen sie und ihre Ideen vor. Den Anfang macht Dr. Ralf-Rainer Braun, Leiter des Umweltamts der Stadt Hagen.

Herr Dr. Braun, in drei Sätzen: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?

Dr. Ralf-Rainer Braun: Nachhaltigkeit heißt in kurzen Worten: Nicht mehr verbrauchen als nachkommt! Damit ist verbunden, dass man sich sowohl wirtschaftlich als auch sozial und ökologisch so vernünftig verhält, dass man nicht nur den kurzfristigen Gewinn vor Augen hat, sondern sich langfristig orientiert, am besten dann auch noch quer gedacht in einer globalen Perspektive. Mein Opa hat das immer so ausgedrückt: Wir sind zu arm, um was Billiges zu kaufen!

Wie leben Sie Nachhaltigkeit im Alltag?

Mir geht es so wie vielen Menschen: Der Anspruch, sich möglichst nachhaltig zu verhalten, ist da, aber diesen dann auch konsequent zu leben, ist außerordentlich schwer. Ich kaufe lieber Qualität als Quantität und achte auf Langlebigkeit, da halte ich es mit meinem Opa.

Wenn wir unser Haus mit Holz-Pellets heizen, geht das wegen der damit verbundenen weitreichenden CO2-Neutralität auch schon in die richtige Richtung, wie auch mit der geplanten Solaranlage auf dem Dach. Wenn ich mit dem mit Ökostrom geladenen E-Bike zum Biobauernhof oder mit dem Zug zu einem Arbeitstermin fahre, auch noch. Wenn ich aber im Sinne des lebenslangen Lernens zur Studienreise in den Urlaubsflieger steige, wird es schon enger. Dann muss ich bereits auf CO2-Kompensationsmechanismen zurückgreifen. Zum Glück gibt es sie aber! Wie auch die Mülltrennung, Recycling-Produkte und solche mit dem Blauen Engel und vieles andere mehr, das einem den Weg in die Nachhaltigkeit ebnen kann.

Bei anderem fehlt es aber leider immer noch an der notwendigen Infrastruktur, an der ich in meinem Büroalltag so konsequent wie möglich arbeite. Vor kurzem haben wir in Hagen z.B. den Masterplan Nachhaltige Mobilität aufgestellt und zur Einleitung der Verkehrswende vom Rat beschließen lassen. Bei der Umsetzung spielt nun die Stärkung des ÖPNVs eine wesentliche Rolle, wie auch das Radfahren und alles, was dem Umweltverbund nutzt und gegenüber dem Auto einen Vorteil verschafft.

Da liegt also noch ein gutes Stück Arbeit vor uns. Und deshalb wird sich auch mein ökologischer Fußabdruck noch nicht wesentlich von dem eines Durchschnitts-Mitteleuropäers unterscheiden, was global gesehen auf jeden Fall einen zu großen Abdruck auf einer zu kleinen Erde bedeutet.

Das Umweltamt arbeitet für eine umweltverträgliche und nachhaltige Stadtentwicklung. An welchem Projekt sind Sie gerade dran?

Neben dem Masterplan Nachhaltige Mobilität nehmen wir erneut am Zertifizierungsverfahren nach dem European Energy Award teil, um weitere Potenziale zur Energieeinsparung zu ermitteln. Zudem sind wir jetzt beim NRW-Projekt Globale Nachhaltige Kommune dabei. Das Ziel hier ist die Aufstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie für unsere Stadt. Zudem sind wir dabei, aus einem Pilotprojekt, das den Zusammenhang zwischen dem demographischen Wandel und dem Klimawandel untersucht hat, Vorschläge für unsere Stadtentwicklungsplanung aufzustellen.

In anderen Abteilungen unseres Amtes arbeitet man an konkreten  Klimaanpassungsmaßnahmen, hier in Sachen Hochwasserschutz und Starkregen-Ereignisse. Beim Thema Biodiversität geht es um konkrete Beiträge etwa zur ökologisch orientierten Grünunterhaltung, Dach- und Fassadenbegrünung und um das Artenschutzmanagement. Nicht zuletzt hat man gerade die Baumschutzsatzung in Form einer Baumpflegesatzung neu aufleben lassen, die es nun organisatorisch umzusetzen gilt. Bäume sind die schönste Verbindung zwischen Erde und Himmel.

Was ist in Ihren Augen das dringendste Umwelt-Problem in Ihrer Stadt?

Immer noch dominiert das Thema Luftreinhaltung und das auch der Stadt Hagen drohende Dieselfahrverbot die Debatten. Die Notwendigkeit zur Verkehrswende ist erkannt, dies aber in praktische Maßnahmen umzusetzen, ist eine echte Herausforderung. Erst recht, wenn es um sehr kurzfristig Wirksames geht. Nachdem auch in Hagen gerade der "Klimanotstand" ausgerufen wurde, geht es zudem um die konkrete Umsetzung dieses Beschlusses bei allen klimarelevanten Entscheidungen, wie etwa bei der Bauleitplanung. Angesichts der sich etwa bei uns im Stadtwald bereits dramatisch abzeichnenden Klimafolgen besteht auf allen Ebenen höchster Handlungsbedarf.

Hagen ist Mitglied bei LAG 21 NRW, weil…

...von dort wesentliche Hinweise und Hilfestellungen kommen können, wie wir uns zukünftig noch stärker als bislang am Prinzip der Nachhaltigkeit orientieren können. Viele Dinge gehen nur in gemeinsamer Kraftanstrengung und mit dem Blick über den Tellerrand. Dabei kann uns die LAG 21 unterstützen und aus dem Netzwerk heraus gewonnene Erfahrungen einbringen.

Ihr nächster Termin?

Mein nächster Termin ist eine Zusammenkunft beim  Deutschen Städtetag und zwar im Steuerungskreis von "Connective Cities". Diese von der Stadt Hagen unterstützte Service- und Lernplattform kümmert sich auf internationaler Ebene um den Wissensaustausch von kommunalen Praktikern. Global denken und lokal handeln, so heißt es auch hier.

Herr Dr. Braun, vielen Dank für die Antworten!

 

Die Fragen stellte die LAG 21 NRW-Pressestelle.

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