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Wir sind LAG 21 NRW! Diesmal mit: Simon Bielinski, Stadt Voerde

Was bewegt die LAG 21 NRW-Mitglieder? Wie setzen sie sich für mehr Nachhaltige Entwicklung ein? Diesmal mit: Simon Bielinski, Klimaschutzmanager der Stadt Voerde.

Seit dem 1. Oktober 2019 ist Simon Bielinski Klimaschutzmanager der Stadt Voerde am Niederrhein. Er berichtet im Interview über den Klimaschutz und die Nachhaltige Entwicklung in seiner Kommune.

Herr Bielinski, in drei Sätzen: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie persönlich?

Nachhaltigkeit bedeutet für mich persönlich, Dinge mit einer gewissen Weitsicht zu betrachten. Nachhaltigkeit verstehe ich als Lebensweise, bei der sich ein jeder Mensch so ressourcen-, umweltschonend und sozialverträglich verhält, dass die Welt auch in der Zukunft lebenswert ist oder für zukünftige Generationen gar ein Stück lebenswerter wird. Beispiele für Nachhaltigkeit sind für mich, Alltagswege klimafreundlich zurückzulegen und eine bewusste, saisonale und regionale Ernährung.

Ihre Stadt Voerde nimmt seit Jahren regelmäßig an der bundesweiten Aktion STADTRADELN teil. Was war Ihre bisher längste Radtour in diesem Rahmen?

Beim STADTRADELN hat die Stadt Voerde bisher in den Jahren 2017 bis 2019 teilgenommen. Auch in 2020 wird wieder gemeinsam mit den anderen Kommunen im Kreis Wesel geradelt. Voerde ist also bereits zum vierten Mal mit von der Partie.

Mit Blick auf das Gesamtergebnis war das Jahr 2019 mit insgesamt 71.874 zurückgelegten Kilometern das bisher erfolgreichste STADTRADELN-Jahr. Meine persönlich längste Radtour im STADTRADELN-Zeitraum steht allerdings noch aus, da das 2020er-STADTRADELN meine erste Teilnahme sein wird.

Seit November 2015 hat die Stadt Voerde ein Integriertes Klimaschutzkonzept. Wo liegen hier die Schwerpunkte? Wie fließt das Konzept in die tägliche kommunale Arbeit ein?

Als Klimaschutzmanager ist es meine Aufgabe, die kontinuierliche Umsetzung des Klimaschutzkonzepts zu begleiten. Insofern ist das Konzept als Arbeitsgrundlage zu verstehen, an der man sich in der täglichen kommunalen Arbeit als Klimaschutzmanager orientiert.

Klimaschutz ist vielschichtig und themenreich. Die Schwerpunkte liegen aktuell in den Bereichen Begrünung und Artenvielfalt sowie in der Klima- und Energiebildung. Hinzu kommt in der Startphase des Klimaschutzmanagements der Aufbau unterstützender Strukturen in der Bevölkerung, um Multiplikatoren für die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts zu gewinnen. Ferner nehmen auch die Förderung der klimaschonenden Mobilität, die Energieeffizienz in Neubau und Bestand sowie die Nutzung Erneuerbarer Energien eine besondere Rolle ein.

2019 hat Voerde als eine von über 40 Städten in NRW den Klimanotstand ausgerufen. Wie hat sich das auf Ihre Kommune ausgewirkt?

Es ist korrekt, dass der Rat der Stadt Voerde im Juli 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat. Die Begrifflichkeit „Klimanotstand“ wurde politisch heftig diskutiert. Ein positiver Effekt ist, dass das Thema viel stärker in den Fokus der Voerder Bürgerinnen und Bürger gerückt ist. Seitdem werden zum Beispiel alle Sitzungsvorlagen für die politischen Gremien auf ihre Klimarelevanz hin geprüft.

Die Themen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung waren zuvor aber nicht viel weniger präsent, als sie es nach dem Beschluss sind. Die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes der Stadt Voerde wurde bereits in den Jahren zuvor aktiv bearbeitet. Allerdings bleibt auch noch vieles zu tun.

Aus meiner persönlichen Sicht als Klimaschutzmanager macht es keinen Unterschied, ob ein „Klimanotstand“, eine „Klimaoffensive“ oder ein „Masterplan Klimaschutz“ ausrufen wird. Die Hauptsache ist doch, dass die große Herausforderung erkannt wird und dem Ganzen ein besonderer Stellenwert beigemessen wird. Der Klimanotstand ist schließlich nicht nur Thema in NRW-Kommunen. Die „Climate Emergency“ ist eine globale Herausforderung. Besonders wichtig ist es daher, den Blick über den Tellerrand von Voerde hinaus zu richten, sich mit anderen Kommunen zu vernetzen und voneinander zu lernen. Denn letztendlich ziehen wir ja bekanntlich alle irgendwie „an einem Strang“.

Vor welchen Herausforderungen bei ihrer Nachhaltigen Entwicklung steht die Stadt Voerde aktuell? Und wie begegnen Sie diesen?

Lassen Sie mich an dieser Stelle das Thema Fahrradmobilität als Beispiel nennen, das zeigt, welche Herausforderung aus meiner Sicht in Voerde ganz aktuell ansteht.

Um das Fahrrad innerhalb der städtischen Verkehrsplanung noch stärker zu berücksichtigen, soll in naher Zukunft ein Radverkehrskonzept erarbeitet werden. Wichtig sind hier sicherlich die Berücksichtigung städtischer Besonderheiten und die Eingliederung der kommunalen Planungen in Konzepte übergeordneter Stellen wie dem Kreis Wesel oder dem RVR.

Kann die Stadt Voerde ihre Fahrradinfrastruktur hinsichtlich der Fahrradfreundlichkeit und Fahrradsicherheit nachhaltig entwickeln, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass Bürgerinnen und Bürger Alltagswege häufiger auf dem Fahrrad zurücklegen.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Wie stellen Sie sich ein nachhaltiges Voerde im Jahr 2030 vor?

Für ein nachhaltiges Voerde im Jahr 2030 wünsche ich mir persönlich, dass es vor Ort nochmal ein Stück lebenswerter, grüner und klimafreundlicher wird, als es das heute bereits ist. Das bedeutet, dass beispielsweise die Voerder Klimaschutzziele in puncto Deckung des Strom- und Wärmebedarfs über örtlich erzeugte Erneuerbare Energien erreicht werden oder Vorgärten beziehungsweise Grünanlagen allgemein so insektenfreundlich und klimaangepasst wie möglich gestaltet werden.

Ein nachhaltiges Voerde ist für mich eine Stadt, mit der sich die Bevölkerung identifizieren kann und jeder seinen individuellen Beitrag leistet. Eine Stadt ist für mich dann nachhaltig, wenn das Miteinander gelebt wird und niemand „sein eigenes Süppchen kocht“.

Ihr nächster wichtiger Termin?

Mein nächster wichtiger Termin wird die erste Sitzung des „Klimaforums Voerde“ sein. Die Aktivierung und Abstimmung mit den an der Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes wesentlich Beteiligten wie zum Beispiel Umweltverbänden, Energieversorgern, Wohnungsbaugesellschaften, Unternehmen und anderen Multiplikatoren ist ein zentraler Schritt, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Wann und unter welchen Umständen dies tatsächlich möglich ist, bleibt unter den gegebenen Coronavirus-Umständen allerdings noch offen.

Herr Bielinski, wir danken Ihnen für die Antworten!

Die Fragen stellte die LAG 21 NRW-Pressestelle, Stand 05.05.2020.

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