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Globale Verantwortung in der Stadt übernehmen: Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen, im Interview

Foto: Ralf Schultheiß

Was bewegt die Mitglieder der LAG 21 NRW? Wie setzen sie sich für Nachhaltige Entwicklung ein? Diesmal: Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen.

2017 war Essen Europas Grüne Hauptstadt - doch welchen Nachhall hat dieser Titel? Darüber spricht Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen im Interview. Zudem geht es um die globale Verantwortung, die jede Stadt trägt, sowie die Bedeutung der Essener Nachhaltigkeitsstrategie und sein persönliches Verständnis von Nachhaltigkeit.

Herr Kufen, was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie persönlich?

Wir haben die Verantwortung unser Leben jetzt so zu gestalten, dass unsere Stadt - genauso wie Orte in anderen Teilen der Welt - heute und in Zukunft sichere, attraktive und gesunde Wohn- und Lebensorte sein können. Nachhaltigkeit müssen wir dabei in allen Lebensbereichen mitdenken, bis es selbstverständlich wird.

Essen war im Jahr 2017 Grüne Hauptstadt Europas und hat mit zahlreichen Aktionen Nachhaltigkeit in der Stadt vorangetrieben – welche Projekte aus diesem Kontext existieren heute noch?

Im Rahmen der Grünen Hauptstadt Europas – Essen 2017 konnten wir zeigen, wie sich Essen von einer grauen Industriestadt zu einer lebenswerten Stadt mit grüner und blauer Infrastruktur entwickelt hat. Gleichzeitig haben wir den Anlass genutzt, uns als Stadt höhere Ziele zu stecken. Mit den 12 Zielen der Grünen Hauptstadt verfolgen wir seitdem, den Zustand der Essener Umwelt und damit die Lebensqualität der Stadt stetig zu verbessern.

Baldeneysee © Elke Brochhagen, Stadtbildstelle Essen

Darüber hinaus konnten wir eine Vielzahl konkreter Projekte vor Ort umsetzen. Sei es „NEUE WEGE ZUM WASSER“, die Wasserqualität in der Ruhr zu verbessern und den Baldeneysee dadurch zum Schwimmen zu öffnen oder die Ideenbörse. Mit der Ideenbörse fördern wir finanziell jährlich rund 60 Projekte von Bürgerinnen und Bürgern, die sich vor Ort mit tollen Ideen für eine nachhaltige Entwicklung engagieren. Sei es durch Gemeinschaftsgärten, Lastenradverleihe oder der Aufwertung von Grünflächen. Das Engagement der Menschen in Essen ist für uns unersetzlich. Die Förderung dieses Einsatzes haben wir seitdem beibehalten.

Essen hat vor kurzem die im Projekt „Global Nachhaltige Kommune NRW“ erarbeitete kommunale Nachhaltigkeitsstrategie veröffentlicht – welche Handlungsfelder sind zentral in der Strategie und warum wurden diese ausgewählt?

Die Essener Nachhaltigkeitsstrategie bildet das Dach einer zukunftsfähigen Entwicklung. Sie beschreibt die Vision, wie wir in Essen leben wollen. Dabei umfasst sie sehr bewusst nicht ausschließlich „grüne“ Themenfelder wie Klima- und Ressourcenschutz, sondern bildet darüber hinaus auch Bereiche wie Bildung, Kultur oder Wohnquartiere ab. Nachhaltigkeit muss in allen Bereichen unserer Stadt mitgedacht und gelebt werden. Auch über Stadtgrenzen hinweg. Unser Handeln vor Ort hat Einfluss auf andere Teile der Welt. Daher haben wir mit dem Handlungsfeld „Globale Verantwortung und Eine Welt“ auch diese Perspektive mit abgebildet.

Nachhaltigkeit ist ein Gemeinschaftswerk – wie wirken Stadtgesellschaft und Verwaltung in Essen zusammen, um Nachhaltigkeitsaktivitäten umzusetzen? Und wie beeinflusst die Nachhaltigkeitsstrategie diese Zusammenarbeit?

Die Essener Nachhaltigkeitsstrategie

Für die Erarbeitung der Essener Nachhaltigkeitsstrategie haben wir zu Beginn einen Beirat gebildet. Dieser setzt sich aus rund 60 Vertreterinnen und Vertretern der Politik, Stadtverwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Da die Essener Nachhaltigkeitsstrategie alle Akteurinnen und Akteure unserer Stadtgesellschaft adressiert, war es uns wichtig, diesen von Beginn an die Möglichkeit zu geben, sich in die Erarbeitung der Ziele einzubringen. Der Beirat hat die fünf Themenfelder gewählt und wichtige inhaltliche Impulse für die Zielformulierung gesetzt, die wir verwaltungsseitig entsprechend ausgearbeitet haben.

Auch für die weitere Erarbeitung und Umsetzung konkreter Maßnahmen oder Projekte bedarf es einer engen Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Stadtgesellschaft. Wir können Synergien nutzen, auf bestehenden Strukturen aufbauen und gemeinsam, uns ergänzend, Nachhaltigkeitsprojekte umsetzen.

Was erhoffen Sie sich durch die Mitgliedschaft bei der LAG 21 NRW und ihrem Netzwerk Nachhaltigkeit NRW?

Die LAG 21 NRW hat uns bei der Erarbeitung unserer Nachhaltigkeitsstrategie hilfreiche Unterstützung und Begleitung geboten. Wir konnten ihren wissenschaftlichen Ansatz nutzen und aus den Erfahrungen anderer Kommunen lernen, durch die LAG selbst oder NRW-weite Netzwerktreffen. Mit dem Beschluss der Strategie ist der Prozess nicht beendet, sondern wir starten in die Umsetzung. Auf diesem Weg profitieren wir ganz sicher von unseren Wegbegleitern, wie der LAG NRW 21, anderen Nachhaltigkeitsakteuren sowie anderen Kommunen. Auch hier gilt: die gemeinsamen Herausforderungen lösen wir am besten gemeinsam.

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