IPCC: 6. Synthesebericht des Weltklimarats erschienen
Über die letzten Jahre veröffentlichte der Weltklimarat drei Teilberichte verschiedener Arbeitsgruppen sowie drei Sonderberichte rund um die Risiken des Klimawandels und Möglichkeiten des Gegensteuerns. Diese wurden nun in einem Synthesebericht vereint.
Der Weltklimarat (IPCC = Intergovernmental Panel on Climate Change) befindet sich zurzeit in seinem sechsten Bewertungszyklus, in dessen Verlauf er mehrere Berichte veröffentlicht hat. Der IPCC, der sich aus Hunderten von Wissenschaftler*innen zusammensetzt, arbeitet unter dem Dach der Vereinten Nationen, um die Risiken des Klimawandels zu ermitteln und wirksame Strategien zu ihrer Bewältigung zu entwickeln. Die Ergebnisse des IPCC werden als Grundlage für die Entscheidungsfindung in der Klimapolitik auf internationaler Ebene herangezogen.
Inhalt des Berichts
In der aktuellen Periode ergänzt der 6. Synthesebericht den vorherigen aus dem Jahr 2014 mit neuen, wissenschaftlichen Erkenntnissen aus über 18.000 Studien.
Der Bericht basiert auf den Ergebnissen drei verschiedener Arbeitsgruppen, die jeweils Teilberichte veröffentlicht haben:
Zudem wurden die Ergebnisse der drei Sonderberichte „1,5°C globale Erwärmung“ (Link), „Ozean und Kryosphäre“ (Link) sowie „Klimawandel und Landsysteme“ (Link) berücksichtigt.
Im Bericht wird hervorgehoben, dass die derzeitigen Maßnahmen nicht ausreichen, um die weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2030 zu halbieren. Gemessen an aktuellen Entwicklungen, wird sich das Klima schneller und mit gravierenderen Folgen wandeln. Dies bedrohe laut Bericht Menschen, Umwelt und Wirtschaft. So können beispielsweise Hitzewellen und extreme Niederschläge die Umwelt belasten und dabei ganze Lieferketten lahmlegen, wodurch die Ernährungssicherheit gefährdet, und die Wirtschaftskraft verringert wird. Ambitionierter Klimaschutz findet also viele Argumente.
Zentrale Erkenntnisse
Eine wichtige Erkenntnis im neuen Bericht ist, dass 10 Prozent der Haushalte mit einem höheren Sozialstatus überproportional zum Klimawandel beitragen als 50 Prozent der Haushalte mit einem niedrigeren Sozialstatus. In den Sektoren Gebäude, Verkehr und Ernährung besteht zudem ein hohes Potenzial zur Emissionsvermeidung, wenn hier nachfrageorientierte Maßnahmen entwickelt werden. Beispiele hierfür sind die Vermeidung von Lebensmittelabfällen und die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden.
Da die irreversiblen Folgen des Klimawandels zunehmen, besteht gleichzeitig ein erhöhter Bedarf an Klimafolgenanpassung, um das 1,5°C-Grenzziel nicht zu überschreiten. Darüber hinaus müssen auch die aktiven Klimaschutzmaßnahmen ausgeweitet werden. Ansonsten könnte, wenn das derzeitige Handlungstempo beibehalten wird, die Temperatur in den nächsten 70 Jahren um 3,2°C ansteigen. Die beschriebenen Szenarien für diesen Temperaturanstieg sind katastrophal.
Handeln der Regierungen erforderlich
Die Ergebnisse des Syntheseberichts liefern zwar keine konkreten Lösungen für den Klimaschutz, zeigen aber die wissenschaftlich fundierten Auswirkungen des Nichthandelns auf. Daher dient der Bericht oft als Entscheidungsgrundlage für die internationale Klimapolitik in Handlungsfragen.
Germanwatch kritisiert in einer Stellungnahme das unzureichende Handeln der deutschen Regierung. Es fehlt an Mitteln für die Umsetzung von Klimamaßnahmen in ärmeren Ländern, die vom Klimawandel besonders bedroht sind und am wenigsten dazu beitragen. Zudem widersprechen die deutschen Investitionen in Öl- und Gasfelder den im Synthesebericht geforderten Klimaschutzmaßnahmen. Dr. Manfred Treber, Experte bei Germanwatch, warnt davor, auf negative Emissionen zu setzen. Negative Emissionen bedeuten, dass Unternehmen weiterhin CO2 ausstoßen dürfen, solange die Emissionen im Nachhinein kompensiert werden. Derzeit fehlen jedoch effektive Technologien, um die gleiche Menge an CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Die CO2-Verringerung sollte daher im Fokus stehen.
Das deutsche Umweltbundesamt (UBA) betont, dass der Synthesebericht die Wichtigkeit von naturnahen Lösungen besonders hervorhebt. So ist ein verstärkter Schutz des Ökosystems erforderlich, um die Ziele zu erreichen: Die Reduzierung des Flächen- und Rohstoffverbrauchs, die Begrünung von Fassaden und die Aufforstung von Stadtflächen tragen nicht nur dazu bei, den Klimawandel zu bremsen, sondern auch die negativen Effekte auszugleichen.
Dem Synthesebericht zufolge müssen diese Maßnahmen jedoch schneller und intensiver umgesetzt werden, da das derzeitige Tempo und der Umfang nicht ausreichen, um die Grenze einer Erwärmung von 1,5°C bis 2030 einzuhalten.
Links zum Synthesebericht
Kernaussagen (deutsche Übersetzung) des 6. Synthesebericht | PDF
Zusammenfassung (Englisch) mit Grafiken | PDF
Alle Berichte des Weltklimarates (deutsche Übersetzungen) | Link
Weitere Links
Stellungnahme von Germanwatch | Link
Artikel des Umweltbundesamt | Link