Die Kraft der Vernetzung für nachhaltige Unternehmen: Svenja Noltemeyer von netz.NRW im Gespräch
Was bewegt die Mitglieder der LAG 21 NRW? Wie setzen sie sich für Nachhaltige Entwicklung ein? Diesmal: Svenja Noltemeyer von netz.NRW.
Wenn kleine Unternehmen aus NRW Support in Sachen Nachhaltigkeit suchen, werden sie im netz.NRW fündig. Die Wertegemeinschaft setzt sich bereits seit 1993 für ökologische Betriebsführung, sozial gerechtere Arbeitsbedingungen und integrative Qualifizierungsmaßnahmen ein. Themen, die heute nur an Aktualität gewonnen haben. Geschäftsführerin Svenja Noltemeyer spricht im Interview darüber, wie durch Netzwerke gemeinsam profitiert werden kann, wieso sich unternehmerischer Erfolg und Nachhaltigkeit bedingen und wie Unternehmen die SDGs in ihr Handeln einbinden können.
Frau Noltemeyer, wie definieren Sie Nachhaltigkeit?
Aktivitäten, die sowohl sozial, ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll sind.
Was ist das netz.NRW?
Wir unterstützen Klein- und Kleinstunternehmen, Organisationen und Vereine in Nordrhein-Westfalen.
netz.NRW bietet seinen Mitgliedsbetrieben Beratung, Service, Vernetzung und Fachinformationen, die für eine zukunftsfähige ökofaire Unternehmensentwicklung relevant sind. netz.NRW-Unternehmen leisten einen wichtigen Beitrag für eine solidarische und nachhaltigere Gesellschaft und Wirtschaft. Sie positionieren sich oft als Pioniere für gemeinwohlorientiertes Handeln und zeigen, dass unternehmerischer Erfolg und Nachhaltigkeit einander fruchtbar ergänzen. Wir verstehen uns als kooperatives Netzwerk, das sich gegenseitig inspiriert und hilft, sowie als Plattform für Projekte, die das soziale und ökologische wirtschaftliche Handeln voranbringen.
Als Servicegemeinschaft unterstützen wir unsere Mitglieder mit Zugang zu Job- und Firmentickets und vergünstigten Konditionen im Bereich nachhaltiger Beschaffung. In regelmäßigen Newslettern informieren wir über ökofaire Veranstaltungen und Weiterbildungen, unternehmensrelevante gesetzliche Änderungen sowie Förderungen und Projekte. Zudem helfen wir bei der Buchhaltung, beraten in Fachfragen und vernetzen durch themenbezogene Veranstaltungen. netz.NRW fördert den landesweiten Austausch, um die Sichtbarkeit von Kleinst- und Kleinunternehmen sowie ihrer Innovationskräfte zu erhöhen.
Der Netzwerk-Gedanke ist schon im Namen des Verbunds zu finden – warum ist Vernetzung so wichtig für Nachhaltige Entwicklung?
Kleinstbetriebe haben nicht viele Mitarbeitenden, also nicht für jedes Thema spezialisierte Mitarbeiter*innen (Design, Buchhaltung, Projektarbeit, Förderaufrufe, IT etc.) so dass das Fachwissen nicht immer vorhanden ist. Dieses versuchen wir im Netzwerk zu teilen, um so das einzelne Unternehmen zu unterstützen.
Gemeinwohlorientiertes Handeln ist meist nicht gut bezahlt. Ein Netzwerk gibt Kraft und Inspiration fürs Weitermachen an der guten Sache.
Kleine Betriebe und Gründungen haben kaum Sichtbarkeit. Hier kann das Netzwerk eine Plattform schaffen, um schnell bekannter zu werden und einen verbesserten Marktzugang für ökologische und soziale Betriebe zu erreichen.
Als netz.NRW setzen Sie sich dafür ein, zu zeigen, dass unternehmerischer Erfolg und nachhaltige Lösungen sich fruchtbar ergänzen. Warum werden diese beiden Aspekte oft noch nicht zusammengedacht – oder sogar als nicht vereinbar wahrgenommen?
Ein gutes Beispiel ist dazu die Beratung von Rechtsformen für die eigene Unternehmung. Meist werden hierarchische, personenbetonte Rechtsformen von Berater:innen vermittelt. Die Rechtsformen Verein und Genossenschaft beispielsweise finden kaum statt, da hier Entscheidungen und Gewinn auf viele verteilt werden. Soziale Aspekte als Ziel zu setzen, erscheint vielen noch nicht schlüssig. Aber nachhaltig zu handeln, bedeutet auch zukunftsfähig zu bleiben und Risiken zu minimieren.
Als Verbund setzen Sie sich die 17 globalen Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) als Rahmen. Wie können sich kleine bzw. mittelgroße Unternehmen an den 17 Zielen ausrichten und welche positiven Effekte ergeben sich daraus?
Für uns ist es wichtig, die SDGs und den Gedanken dahinter für unsere Mitgliedsbetriebe verständlich, greifbar und umsetzbar zu machen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die regional wirtschaften und sich stärker an den SDGs ausrichten möchten, sollten im ersten Schritt ihre Ausgangslage ermitteln: Welche positiven und negativen Effekte hat ihr unternehmerisches Handeln auf die Ziele für Nachhaltige Entwicklung? Welche der 17 Ziele stehen für das eigene Unternehmen besonders im Vordergrund und wo gibt es konkrete Einflussmöglichkeiten? Die positiven sozialen oder ökologischen, aber auch wirtschaftlichen Effekte ergeben sich dann aus dem jeweiligen Einzelfall und können ebenso vielfältig sein, wie die Ausgangslagen.
Welches konkrete Handwerkszeug würden Sie Unternehmen empfehlen, um eigene Beiträge zu den SDGs sichtbar zu machen, zu verstärken bzw. in die Umsetzung zu bringen?
Es gibt eine unglaubliche Fülle an Themen, Methoden und Werkzeugen, um sich dem Thema zu nähern. Auch deshalb haben wir im letzten Jahr unter dem Titel „Um:Orientierung - Gemeinwohlwissen für Unternehmen“ eine Podcastreihe gestartet, in der wir über die für KMU besonders relevanten Themenfelder und deren Umsetzungsmöglichkeiten sprechen. In der zweiten Folge (netz-nrw.de/umorientierung-2/) haben wir beispielsweise mit dem Forscher Bror Giesenbauer über einen Leitfaden gesprochen, der grade kleinen und mittleren Unternehmen praktische Orientierung bei der Umsetzung der SDGs bieten soll.
Das netz.NRW ist vor Kurzem Mitglied im Verein der LAG 21 NRW geworden. Warum haben Sie sich für eine Mitgliedschaft entschieden und welche Erwartungen sind daran geknüpft?
Es gab schon öfter persönliche Berührungspunkte, die neue Insta-Lebendigkeit hat die LAG 21 NRW mehr und mehr ins Bewusstsein von netz.NRW geholt und letztendlich hat der Leitfaden NRW eine Rolle gespielt, den Wunsch zu äußern, verstärkt in der LAG 21 NRW mitzumachen. LAG 21 NRW und das netz.NRW bilden eine tolle Ergänzung: Neben der von der LAG 21 NRW angesprochen öffentlichen Hand bieten wir als Verbund für Ökologie und soziales Wirtschaften mit über 200 Mitgliedsbetrieben ein Netzwerk an privaten Unternehmungen. Beide Sphären zu unterstützen und sich dabei gegenseitig zu inspirieren, ist unser Grund der Mitgliedschaft.
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