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Nachhaltigkeitsbotschafter Thomas Kubendorff: "Raus aus der Komfortzone!"

Thomas Kubendorff vor dem Leuchtturm, der die sieben Erfolgsfaktoren für kommunale Nachhaltigkeit aufzeigt.
Thomas Kubendorff vor dem Leuchtturm, der Kommunen die sieben Erfolgsfaktoren für Nachhaltigkeit aufzeigt. / Foto: LAG 21

Nachhaltigkeit ist für den LAG-21-Botschafter Thomas Kubendorff eine Herzensangelegenheit. Der Landrat des Kreises Steinfurt a.D. (Jahrgang 1956) will KommunalpolitikerInnen und Verwaltungen für das Thema begeistern. Wie das trotz Sparrunden und Abwehrhaltungen gelingt, verrät er im Interview.

Herr Kubendorff, was genau macht eigentlich ein Nachhaltigkeitsbotschafter?

Thomas Kubendorff: Ich vertrete die Interessen der LAG 21 NRW auf allen Ebenen – im Projekt Transfer Nachhaltigkeit und auch im Projekt Gemeinsam für Nachhaltigkeit (GfN). Ich moderiere zum Beispiel Veranstaltungen für beteiligte Kommunen und halte Vorträge. Unsere Ziele sind, die Nachhaltigkeitsstrategie von Bund und Land unter die Leute zu bringen und die Agenda-Prozesse vor dem Hintergrund der Agenda 2030 wiederzubeleben und weiter voranzutreiben.

Dafür reise ich viel – bis Ende 2018 haben wir 16 Veranstaltungen und 10 Netzwerktreffen.  Manchmal bin ich 20 Stunden die Woche im Einsatz, zum Beispiel wenn eine Regionalveranstaltung ansteht, die man gut vorbereiten muss.

Wieso sind Sie der Richtige für den Job?

Thomas Kubendorff: Nachhaltigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sind für mich eine Herzensangelegenheit. Schon als jüngstes CDU-Ratsmitglied in Heiligenhaus habe ich mich für den Erhalt von Straßenbäumen eingesetzt und die Erweiterung eines Gewerbegebiets verhindert. Mitte der 90er Jahre konnte ich als Beigeordneter der Stadt Hattingen federführend am Agenda-21-Prozess mitarbeiten.

Diese Arbeit habe ich als Landrat im Kreis Steinfurt fortgeführt – und dort das Amt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit aufgebaut. Nach so vielen Jahren in der Politik weiß ich, welche Probleme die Kommunen haben und kann darauf eingehen

Wie überzeugen Sie denn Politik und öffentliche Verwaltung, sich für die Nachhaltigkeitsziele zu engagieren?

Thomas Kubendorff: Will man die eigene Verwaltung bewegen, dann heißt es raus aus der Komfortzone. Ein erster Schritt kann eine Klausurtagung mit externen ExpertInnen sein, die MitarbeiterInnen die Dringlichkeit des Themas nahebringen. Und es gilt: Leute einzubinden ist besser, als immer alles anzuordnen.

Ein Beispiel: 2012 haben wir uns als Kreis Steinfurt für den European Energy Award beworben, mit Erfolg. Mit 16 MitarbeiterInnen bin ich nach Brüssel zur Preisverleihung gefahren. EU-Kommissar Günther Oettinger hat allen auf der Bühne die Hand geschüttelt – das Erlebnis hat das Team enorm motiviert zu neuen Ideen und Taten.

Und bei externen Verwaltungen?

Thomas Kubendorff: Die Notwendigkeit, etwas für den Klima- und Ressourcenschutz zu tun, sehen 90 Prozent ein. An dem Thema kommen sie kaum vorbei. Allerdings heißt es oft: "Der hat gut reden. Wir haben kein Geld und kein Personal dafür." Oder die Verantwortlichen finden andere Vorhaben dringlicher. In Gesprächen kann ich sie meist überzeugen. Zum Beispiel indem ich passende Förderprogramme vorstelle, etwa im Bereich Städtebau und Mobilität.

PolitikerInnen überzeugt auch das Argument der bevorstehenden Wahlen – mit nachhaltigen Themen kann man bei Wählern punkten. Auch unsere sieben Erfolgsfaktoren für Nachhaltigkeit tragen ihren Teil zur Überzeugungsarbeit bei.

Die sieben Erfolgsfaktoren werden in Form eines "Leuchtturms" mit auf Nachhaltigkeitstour in NRW gehen. Was steckt dahinter?

Thomas Kubendorff: Die Erfolgsfaktoren sollen sich einprägen. Deswegen habe ich mir auch den Leuchtturm zum Aufstellen gewünscht, damit die Teilnehmenden unserer Veranstaltungen ihn als Bild im Kopf mit nach Hause nehmen.

Entwickelt haben wir die Erfolgsfaktoren gemeinsam in der LAG 21 NRW. Sie basieren auf den Erfahrungen, die wir in vielen Projekten gesammelt haben. Für Kommunen sind sie ein Anreiz, bei Gemeinsam für Nachhaltigkeit mitzumachen.

Wie ist die Resonanz bei den Veranstaltungen von Gemeinsam für Nachhaltigkeit?

Thomas Kubendorff: Es gibt jedes Mal Erfolgserlebnisse. Einige Regionalveranstaltungen sind super besucht, andere weniger – aber dafür sind dann die Gespräche im kleineren Kreis intensiver. Die Leute nehmen was mit, es werden neue Prozesse in Gang gebracht.

Schön finde ich es, wenn verschiedene Akteure nach Jahren wieder miteinander reden. Stellen Sie sich eine 100.000-Einwohner-Stadt vor. Da gibt es Gruppen mit den gleichen nachhaltigen Zielen, die jahrelang nebeneinander her gearbeitet haben. Auf unseren Veranstaltungen kommen sie zusammen, verabreden sich danach wieder – und setzen gemeinsame Ziele um.

Warum lohnt es sich, Mitglied bei LAG 21 NRW zu werden?

Thomas Kubendorff: Es gibt keine andere Organisation, die das Thema Nachhaltige Entwicklung in NRW in so vielen Facetten und so intensiv bearbeitet. Die LAG 21 NRW hat schon viele Erfolge in diesem Bereich erzielt. Und sie ist unverzichtbar, um weiterzukommen und die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Deswegen braucht sie neue MitgliederInnen und Projektmittel.

Ein Wunsch für die Zukunft?

Thomas Kubendorff: Wir müssen noch einen Schritt weitergehen. Ideal wäre ein bzw. eine NachhaltigkeitsmanagerIn in jeder Kommune. Diese können nachhaltige Projekte in Schwung bringen und das Bindeglied sein zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Jemanden aus der Verwaltung für so einen Job abzustellen, ist schwer. Personal ist aufgrund der Sparrunden immer noch knapp – eine Förderung, etwa aus EU-Mitteln, wäre deshalb wünschenswert.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Kubendorff!

 

Die Fragen stellte die LAG-21-Pressestelle.

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