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Nachhaltigkeit gemeinsam umsetzen: Susann Kuwan von der Stadt Remscheid im Interview

Was bewegt die Mitglieder der LAG 21 NRW? Wie setzen sie sich für Nachhaltige Entwicklung ein? Diesmal: Susann Kuwan von der Stadt Remscheid.

Während das Landschaftsbild in Remscheid auf und ab geht, ist die Richtung für Nachhaltige Entwicklung in der bergischen Metropole klar: aufwärts! Welche konkreten Projekte dafür in Remscheid umgesetzt werden, wie eine Nachhaltigkeitsstrategie dabei hilft und warum das bergische Städtedreieck nur gemeinsam stark sein kann, erklärt die Nachhaltigkeitsbeauftragte der Stadt Remscheid Susann Kuwan im Interview.

Frau Kuwan, welche spezifischen Herausforderungen gibt es für Remscheid in Sachen Nachhaltigkeit?

Der speziellen bergischen Topografie geschuldet entwickelt sich die Mobilitätswende in Remscheid gerade in Bezug auf den Radverkehr leider noch zu zögerlich. Hier sind weitere Anstrengungen notwendig, um Veränderungen im Mobilitätsverhalten zu bewirken. Bereits seit Jahrzehnten wird der Wald in Remscheid naturgemäß bewirtschaftet. Im März 2013 wurde die bundesweit erste Bürgerwaldgenossenschaft in Remscheid gegründet und seitdem mehrfach ausgezeichnet, u.a. von der NRW-Bank, dem NABU sowie durch die Stiftung Zukunftsfähigkeit FUTURZWEI. Der Forstverband Remscheid hat sich verpflichtet, die Waldbewirtschaftung nach den Standards von PEFC Deutschland e.V. (Programme for the Endorsement of Forest Certification schemes) durchzuführen.

Remscheid gehört mit Solingen und Wuppertal zum Bergischen Städtedreieck. Wie wichtig ist in dieser Region die Zusammenarbeit für Nachhaltige Entwicklung?

Die Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung ist in der Region sehr wichtig. Unsere Landschaften, Wälder und Flüsse enden ebenso wenig an den jeweiligen Stadtgrenzen, wie notwendiger Strukturwandel, Digitalisierung und alternative Energieerzeugung. Projekte müssen ineinandergreifen, wenn sie erfolgreich sein wollen. Aktuell wird daher bereits in vielen Bereichen im Städtedreieck zusammengearbeitet. Die drei Stadtverwaltungen arbeiten zudem auf operativer Ebene in regelmäßigen Facharbeitskreisen zusammen. Solingen hat bereits im Jahr 2018 eine Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen, wir in Remscheid stehen kurz vor dem finalen Ratsbeschluss und Wuppertal hat sich 2021 ebenfalls auf den Weg zur Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie gemacht. Im Umsetzungsprozess dieser bergischen Nachhaltigkeitsstrategien werden weitere Kooperationen zu etablieren sein.

Die Stadt Remscheid hat sich entschieden, eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln. Wieso ist ein strategischer Ansatz aus Ihrer Sicht wichtig, um Nachhaltigkeit lokal umzusetzen?

Die Stadt Remscheid arbeitet bereits seit längerem an vielen Nachhaltigkeitsthemen. Es fehlte aber an einer Gesamtbetrachtung und der Vernetzung der verschiedenen Konzepte und Strategien innerhalb der Verwaltung. Die multifachliche Aufstellung des Kernteams bei der Erarbeitung hat bereits den internen Austausch belebt und soll in der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie fortgesetzt werden.

Wie gestaltet sich der Prozess zur Erarbeitung der Strategie?

Der Erarbeitungsprozess gestaltete sich vom Start bis zur Endabstimmung und Beschlussfassung sehr gut. Sowohl Kernteam als auch Steuerungsgruppe arbeiteten konstruktiv miteinander und brachten sich im gesamten Erarbeitungszeitraum intensiv in den Prozess ein. Coronabedingt wurden neben den großen Steuerungsgruppensitzungen, kleinere Arbeitsgruppen gebildet, um sich online effektiver austauschen zu können. Ebenfalls wurden zusätzliche Rückkoppelungstermine durchgeführt, um alle beteiligten Kernteam- und Steuerungsgruppenmitglieder stets auf dem aktuellen Stand zu halten. Es wurden insgesamt 5 Leitlinien, 23 strategische Ziele, 60 operative Ziele und 123 Einzelmaßnahmen erarbeitet. Daneben sollen die wichtigen Querschnittsthemen Soziale Gerechtigkeit & Zukunftsfähige Gesellschaft sowie Lebenslanges Lernen & Kultur in der Umsetzung der geplanten Maßnahmen mitberücksichtigt werden. Auch die bereits entwickelten Mobilitätsplanungen und Maßnahmen zu Klimaschutz & Energie werden natürlich fortgesetzt.

Das Röntgenmuseum in Remscheid

Was erhoffen Sie sich durch die Mitgliedschaft bei der LAG 21 NRW und ihrem Netzwerk Nachhaltigkeit NRW?

Durch die Mitgliedschaft erhoffen wir uns, die Nachhaltigkeit in Remscheid schneller und effizienter voran bringen zu können. Das Netzwerk bietet Gelegenheit mit- und voneinander zu lernen, den fachlichen Austausch mit anderen Kommunen und der LAG 21 NRW sowie Best-Practice-Beispiele, die eine Orientierungshilfe bieten können. Nachhaltige Entwicklung ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die wir zur Erhaltung der Lebensgrundlagen für die nachfolgenden Generationen weiter angehen wollen.

Welche konkreten Projekte und Maßnahmen für Nachhaltige Entwicklung aus Remscheid könnten sich andere Kommunen zur Inspiration näher anschauen?

Die Stadt Remscheid beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit dem sich verändernden Klima und den notwendigen Schutzmaßnahmen und Vorsorgen. Bereits 2014 wurde ein Integriertes Klimaschutzteilkonzept erarbeitet. Die Erschließung der verfügbaren Erneuerbare-Energien-Potenziale in der Region Bergisches Land, die Teilnahme am European Energy-Award, eine gesamtstädtische Mobilitätsstrategie, ein Konzept zur naturnahen Erneuerung von Fließgewässern, Energiemanagement sowie energetische Sanierungsmaßnahmen an städtischen Gebäuden, Fair-Trade-Town seit 2016, seniorengerechte Quartiersentwicklungen, Stadtumbau West und Soziale Stadt, Anreiz- und Motivationsprogramme zum Energiesparen an Schulen und in Kindertageseinrichtungen (Weniger ist Mehr, Energiesparschwein), verschiedenste Beratungsangebote für Unternehmen und Bürger, das Solarpotentialkataster, „Grün statt Grau“ im Gewerbegebiet Großhülsberg, eine Starkregenrisikokarte, Hitzeaktionsplanungen, die Teilnahme am Projekt BESTKLIMA, die Entwicklung eines Leitfadens „Klimaschutz und Klimaanpassung in der Bauleitplanung“, die Teilnahme am ExWoSt-Forschungsvorhaben „klimaresilienter Stadtumbau“ ebenso die Teilnahme am Forschungsprojekt „ExTrass – Urbane Resilienz gegenüber extremen Wettereignissen“, ein Bericht zu Klima und Klimaentwicklung für Remscheid und Solingen und die Zertifizierung des städtischen Waldes sowie des Waldes des Forstverbandes Remscheid nach "PEFC-Kriterien" (Pan-Europäische-Forstzertifizierung) zeigen einen nicht abschließenden Ausschnitt der nachhaltigen Remscheider Aktivitäten.

Weitere Infos aus Remscheid hier.

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