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Kommunen machen Nachhaltigkeit erfahrbar: Thore Eggert, Stadtkämmerer in Bergisch Gladbach, im Gespräch

Foto: Manfred Esser

Was bewegt die Mitglieder der LAG 21 NRW? Wie setzen sie sich für Nachhaltige Entwicklung ein? Diesmal: Thore Eggert, Stadtkämmerer und Dezernent der Stadt Bergisch Gladbach.

Von vereinzelten Maßnahmen zum strategischen Masterplan: Die Stadt Bergisch Gladbach macht sich aktuell auf den Weg, ihr Handeln konsequent nach den Prinzipien einer Nachhaltigen Entwicklung auszurichten. Wie der Wandel in Bergisch Gladbach angegangen wird, wieso Netzwerkpartnerschaften dabei eine starke Stütze sind und wie Skeptiker*innen vor Ort mitgenommen werden, berichtet Thore Eggert.

 

Herr Eggert: Was verstehen Sie unter dem Begriff „Nachhaltigkeit“?

Nachhaltigkeit bedeutet, heute durch klugen und maßvollen Ressourceneinsatz die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass künftige Generationen in wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Hinsicht eine für sich gestaltbare Zukunft haben.

Was läuft bereits gut in Sachen Nachhaltigkeit in Bergisch Gladbach?

Wir haben bereits eine Reihe unterschiedlicher Maßnahmen angestoßen, die für eine Nachhaltige Entwicklung stehen. Das beginnt beim Klimaschutzkonzept und der kommunalen Wärmeplanung, geht über das Bibliothekskonzept, den Plan zur Chancengleichheit bis hin zu einer Nachhaltigkeitssatzung im Haushaltsbereich – um nur einige Beispiele zu nennen.

Was sind die größten Herausforderungen für Nachhaltige Entwicklung in der Stadt?

Gronauer Waldsiedlung | Foto: Stadt Bergisch Gladbach

Aus meiner Sicht gibt es drei große Herausforderungen:

  1. Die bestehenden Ideen müssen zusammen mit neuen Handlungsfeldern unter dem gemeinsamen Dach der Nachhaltigkeit und darauf aufbauender Ziele vereint werden. Im Grunde müssen alle Themen künftig unter diesem Aspekt (mit-)betrachtet werden.
  2. Das Thema muss offensiv ins Bewusstsein aller Stadtakteure gebracht und positiv besetzt werden. Es geht also darum, Begeisterung für das Thema zu wecken.
  3. Nachhaltige Entwicklung muss auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten ermöglicht werden.

Die Stadt Bergisch Gladbach hat sich per Ratsbeschluss entschlossen, eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln – was verspricht sich die Stadt davon?

Eine Nachhaltigkeitsstrategie bietet die Chance, Verwaltungshandeln noch konsequenter an Zielen auszurichten und diese auch ausdrücklich zu benennen. Für Bürgerinnen und Bürger wird damit transparent, was die Stadt tun wird und wo Prioritäten liegen.

Welche weiteren Schritte in Sachen Nachhaltigkeitsmanagement plant die Stadt?

Wir werden über das Projekt „Prozesskette Nachhaltigkeit NRW“ von der LAG 21 NRW bei der Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie begleitet. Damit ist klar, dass dies der erste Schritt in einem laufenden Prozess ist. Mein Ziel ist es, darauf aufbauend ein Nachhaltigkeitsmanagement zu etablieren und schließlich einen Nachhaltigkeitshaushalt aufzustellen. Die Bürgerinnen und Bürger können dann erkennen, welche Themen bzw. Ziele mit welchen Finanzmitteln hinterlegt sind. Ich erhoffe mir davon auch eine viel bessere Transparenz und Verständlichkeit des städtischen Haushaltes.

Woher kam der Impuls, ein kommunales Nachhaltigkeitsmanagement anzustoßen?

Das Thema Nachhaltigkeit wird in unserer Verwaltung schon länger mitgedacht. Die Initialzündung, damit nun auch offensiv nach außen aufzutreten, kam bei uns in 2024 aus dem politischen Raum. Wir in der Verwaltung haben das gerne aufgenommen, denn damit wurde quasi ein Mandat erteilt, uns „ganz offiziell“ zu einer nachhaltigen Kommune zu entwickeln.

Rathaus | Foto: Stadt Bergisch Gladbach

Zusätzlich wurden in 2024 weitere Netzwerkpartnerschaften geschlossen – etwa durch die Unterzeichnung der Musterresolution „2030 – Agenda für Nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten“ und die erfolgreiche Bewerbung bei der Urban Agenda for the EU Thematic Partnership on Building Decarbonisation. Diese Partnerschaften sind besonders wertvoll, denn hier kann man sich austauschen, helfen und voneinander lernen.

Gab es bei diesen Schritten Richtung Transformation auch Skeptiker*innen in Bergisch Gladbach?

Nachhaltigkeit ist ein notwendiges, sinnvolles und für die Zukunft extrem wichtiges Thema. Dem kann sich niemand verschließen, was bei uns auch nicht der Fall war. Die Umsetzung vor Ort erfordert jedoch, sich zusätzlich zu vielen anderen Themen ernsthaft damit zu beschäftigten und Dinge aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten und zu denken. Das hat in Zeiten knapper Personalressourcen natürlich nicht nur Begeisterung ausgelöst.

Entscheidend für diesen Schritt nach vorn waren zwei Aspekte: Erstens sind wir nicht allein, denn viele Kommunen haben sich bereits auf den Weg gemacht oder sind wie wir dabei. Hier können wir voneinander lernen. Und zweitens sind Förderprogramme wie „Prozesskette Nachhaltigkeit NRW“ ein sehr hilfreicher Rückenwind. Mit Unterstützung erfahrener Experten in einem strukturieren Prozess gemeinsam eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln und sich dabei zu vernetzen ist einfacher und sinnvoller, als allein im stillen Kämmerlein ein Konzept zu schreiben.

Ihrer Meinung nach: Warum ist Nachhaltigkeit der richtige Weg für jede Kommune?

Kommunen stehen der Bürgerschaft von allen staatlichen Ebenen am nächsten. Wir gestalten die Lebensumstände vor Ort und können damit auch abstrakt erscheinende Themen wie Nachhaltigkeit für Bürgerinnen und Bürger konkret erfahrbar machen. Die verschiedenen Ebenen der Nachhaltigkeitsziele sind für mich der Weg, unsere Städte und Gemeinden für die Zukunft lebens- und liebenswert zu machen.

Weitere Infos zu Aktivitäten der Stadt Bergisch Gladbach hier.

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