Keine Zeit für Kirchturmdenken: Rückblick zur Mobilitätskonferenz Metropole Ruhr
Unter dem Motto „Unterwegs zur in sich vernetzten Metropole Ruhr“ diskutierten am 29. November in der Stadthalle in Mülheim an der Ruhr unterschiedlichste Akteur*innen über neue Visionen für die Mobilitätswende im Ruhrgebiet. Die LAG 21 NRW beteiligte sich als Bündnispartnerin.
Das Ruhrgebiet ist vieles: grün, grau, dicht, lebendig, vielfältig … Was nach wie vor fehlt, ist eine Vernetzung der Metropole Ruhr durch gelungene und nachhaltige Mobilitätskonzepte. Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat deshalb ein Netzwerk aus Bündnispartner*innen zusammengerufen, die gemeinsam bei der „Mobilitätskonferenz Metropole Ruhr“ auf Lösungssuche gingen.
Gemeinsam mit Akteur*innen aus Politik, Verbänden, Unternehmen, Wissenschaft und Verwaltung wurde am 29.11. über ÖPNV, Radwegeausbau, stadtgerechte Mobilität sowie Wissen über Mobilität diskutiert. Ziel war es, Modellprojekte anzustoßen und die Bedeutung einer zukunftsorientierten Mobilität stärker im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern.
Zersplitterte Strukturen überwinden
Verschiedene Panels beleuchteten über den Konferenztag hinweg die unterschiedlichen Aspekte der Mobilität. In einer spannenden Diskussion zwischen Politik und Verwaltung wurde etwa betont, dass die zersplitterte Struktur in der Region mit ihren 14 Nahverkehrsplänen überwunden werden müsse, dass mehr Transparenz der Politik gegenüber Kommunen und Öffentlichkeit benötigt werde und die Wirtschaft bei Prozessen mitgenommen werden sollte.
„Für Kirchturmdenken, Insellösungen und Eitelkeiten haben wir keine Zeit: Wir müssen jetzt Vollgas geben!“, verdeutlichte etwa Udo Sieverding, Leiter der Abteilung VII Mobilität der Zukunft, Radverkehr, ÖPNV im NRW-Umweltministerium. Er bezeichnete den ÖPNV als Rückgrat der Mobilitätswende, zeigte sich aber auch besorgt über den steigenden Fachkräftemangel.
Ulrich Sybert von der NRW SPD appellierte, jetzt in Infrastruktur zu investieren. Woher das Geld dafür kommen könnte? „Wir müssen jetzt an die klimaschädlichen Subventionen ran!“, so Sybert.
Das Rad neu erfinden
„Radwege sind Lebens- und Begegnungsraum!“, verdeutlichte derweil Maria T. Wagener, Leiterin des Referats Mobilität beim RVR und Mitglied des Sprecher*innenrats der LAG 21 NRW. Die Radwegeplanung bezeichnete sie als Dauerabstimmungsaufgabe und Ultramarathon. „Wir müssen Standards ändern, um flexibler und schneller zu werden!“
Bernd Gorschlüter vom NRW-Umweltministerium sprach sich dafür aus, sich bei Angebotsschaffung auf Alltagsverkehre zu fokussieren – diese zu verändern hätte die größte Wirkung.
Soziale Dimension beachten
Beim Panel „Mehr Wissen über Mobilität“ brachte Claudia Weber die Expertise der LAG 21 NRW in die Diskussion ein und betonte die Relevanz von sozialpsychologischen Faktoren und Emotionen bei Entscheidungsprozessen und Einstellungsänderungen. Es ist wichtig zu prüfen, warum Menschen an bestimmten Mobilitätsmitteln festhalten oder andere ablehnen. Das soziale Umfeld, psychologische Hintergründe und körperliche Bedürfnisse dürfen nicht außer Acht gelassen werden, wenn zum Umstieg überzeugt werden soll.
Neues Wissen brachte sie zur Verschränkung von Geschlechtergleichheit und Mobilität aufs Podium: „Bisher ist es so, dass Frauen und Männer ein unterschiedliches Mobilitätsverhalten aufweisen: Frauen leisten, leider noch, aber auch das ändert sich immer mehr, den Hauptanteil an Sorgearbeit. Da geht dann der Weg von der Arbeit nach Hause noch über die Kita, zum Einkaufen oder zu pflegebedürftigen Angehörigen. Das Mobilitätsangebot muss bedarfsorientiert und barrierefrei ausgebaut werden.“
Lösungen gemeinsam finden
Ein Fazit zum Tag zog Stefan Kuczera, Beigeordneter Planung beim RVR: „Wir alle wissen, dass wir hier in NRW besondere Aufgaben und eine besondere Struktur haben. Nun müssen wir gemeinsam Positionen und Lösungen entwickeln – und für deren Finanzierung kämpfen.“
Die Mobilitätskonferenz Metropole Ruhr wurde vom RVR unter Schirmherrschaft des NRW-Umweltministeriums durchgeführt. Zu den Bündnispartner*innen zählen neben der LAG 21 NRW auch der Emschergenossenschaft Lippeverband, Straßen.NRW, die NRW.BANK, der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, Handwerk Region Ruhr, VdW Rheinland Westfalen und die Stadt Mülheim an der Ruhr.
Weitere Hintergründe über die Mobilitätskonferenz Metropole Ruhr 2023 hier.