Ländliche Räume gemeinsam nachhaltig gestalten: Interview über Nachhaltige Entwicklung im Kreis Euskirchen
Was bewegt die Mitglieder der LAG 21 NRW? Wie setzen sie sich für mehr Nachhaltige Entwicklung ein? Diesmal mit: Lisa Rodermann, Nachhaltigkeitskoordinatorin des Kreises Euskirchen und Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats.
Mobilität, demographischer Wandel und Strukturwandel – u.a. in diesen Bereichen entwickelt der Kreis Euskirchen, wie viele ländliche Regionen, nachhaltige Lösungen. Seit der Flutkatastrophe sind aber auch die Themen Wasser und Klimaanpassung sehr präsent. Wie im Kreis gemeinsam und mit Blick auf jede*n Einzelne*n am Wandel gearbeitet wird und welche Rolle Nachhaltigkeitsstrategie und -bericht des Kreises dabei spielen, erklären Lisa Rodermann und Achim Blindert im Interview.
Wir befinden uns in der „Dekade des Handelns“. Was braucht es Ihrer Meinung nach, um jetzt Menschen für Nachhaltige Entwicklung zu begeistern und auf dem Weg zur notwendigen Transformation mitzunehmen?
In erster Linie braucht es motivierte und engagierte Menschen, die sich vor Ort für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen, die sozusagen als Motor und Treiber fungieren. Im Kreis Euskirchen verstehen wir Nachhaltigkeit als eine Gemeinschaftsaufgabe. Mit unterschiedlichen Projekten binden wir die Bevölkerung aktiv ein – immer mit Blick auf die entsprechenden Zielgruppen. Es ist wichtig, das Bewusstsein der Menschen für die Auswirkungen des eigenen Handelns weiter zu stärken. Es muss deutlich werden, dass jeder und jede Einzelne auch mit kleinen Veränderungen einen persönlichen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten kann. Diese kleinen Veränderungen müssen wahrgenommen, anerkannt und weiter gefördert werden. Eine gute Kommunikation und das Sichtbarmachen von Erfolgen sind grundlegend dabei.
Bei welchen Themen rund um Nachhaltigkeit ist der Kreis Euskirchen besonders stark aufgestellt?
Der Kreis Euskirchen als ländlicher Raum ist geprägt von einer einzigartigen Landschaft. Dementsprechend spielen Natur- und Umweltschutz eine große Rolle, was sich u.a. in einer flächendeckenden Landschaftsplanung widerspiegelt. Seit der Flutkatastrophe haben insbesondere die Themen Wasser (Flut vs. Trockenphasen) und Klimawandelanpassung immens an Bedeutung gewonnen. Mit der Umsetzung des Klimawandelanapassungskonzeptes widmet sich der Kreis fokussiert diesem wichtigen Thema. Im Bereich Mobilität wurden jüngst neue Angebote geschaffen, die eine nachhaltigere Mobilität auch im ländlichen Raum fördern sollen: es gibt ein kreisweites E-Bike-Verleihsystem, ein Carsharing-Angebot in allen Kommunen und mit dem TaxiBusPlus ein flexibles Bediensystem mit so genannten virtuellen Haltestellen. Alle Aktivitäten werden im Sinne einer nachhaltigen Kreisentwicklung verstanden und dort gebündelt dargestellt (Nachhaltigkeitsstrategie und –bericht).
Welche spezifischen Herausforderungen gibt es für den Kreis in Sachen Nachhaltige Entwicklung?
Aktuell sind wir im Kreis Euskirchen v.a. mit den Folgen der Flut und dem Wiederaufbau beschäftigt, eine Herausforderung, die gleichzeitig auch Chance für eine nachhaltige Entwicklung ist. Daneben zählen auch die Corona-Pandemie sowie der Strukturwandel im Rheinischen Revier zu übergeordneten Herausforderungen, die es zu berücksichtigen gilt. Auch der demografische Wandel und Wanderungsbewegungen stellen insbesondere die Kommunen vor neue Herausforderungen. Natürlich ist auch das Thema Finanzierung immer wieder eine Herausforderung. Die Beantragung von Fördermitteln ist häufig sehr zeit- und personalintensiv, was wiederum dazu führt, dass weniger Fördermittel abgerufen werden können.
Seit März 2021 arbeitet der Kreis mit einer integrierten Nachhaltigkeitsstrategie, die im Projekt „Global Nachhaltige Kommune NRW“ entwickelt wurde. Wie gestaltet sich seitdem die Umsetzung der Strategie?
Seit Beschlussfassung der Nachhaltigkeitsstrategie im Kreistag läuft die Umsetzung der Strategie. Einige Projekte konnten bereits angestoßen oder sogar abgeschlossen werden. Durch die Verankerung von Maßnahmen in der Nachhaltigkeitsstrategie ist der Zugang zu Fördermitteln vereinfacht. Aktuell befindet sich ein Antrag auf Förderung für die Umsetzung verschiedener thematisch zusammenhängender Projekte und einer Personalstelle in der Prüfung. Durch den GNK-Prozess hat das Thema Nachhaltigkeit enorm an Bedeutung gewonnen, was sich auch innerhalb der Verwaltung zeigt. Das im Rahmen des Projektes etablierte Kernteam wurde verstetigt und treibt die nachhaltige Entwicklung in den Fachabteilungen weiter voran.
Wie wirkt die Nachhaltigkeitsstrategie auf die einzelnen Städte und Gemeinden im Kreis Euskirchen? Gibt es weitere kommunale Strategien, die in Beziehung mit der Kreis-Strategie stehen?
Die Kommunen hatten im Rahmen des GNK-Projekts die Möglichkeit, innerhalb der Steuerungsgruppe aktiv am Prozess teilzuhaben. Diese Möglichkeit soll für die Ergänzung und Fortschreibung der Strategie weiter fortbestehen. Dadurch wird auch für die Kommunen der Zugang zu Fördermitteln vereinfacht, wenn eigene Projekte in der Nachhaltigkeitsstrategie verankert sind.
Aktuell erarbeitet der Kreis einen Nachhaltigkeitsbericht nach dem „Berichtsrahmen Nachhaltige Kommune“ (BNK). Welche Wirkungen erhoffen Sie sich durch die Berichterstattung?
Der Nachhaltigkeitsbericht soll einerseits den aktuellen Stand einer nachhaltigen Entwicklung im Kreis Euskirchen gebündelt darstellen. Andererseits dient er als Grundlage für die Fortschreibung der Nachhaltigkeitsstrategie. Zudem soll der Bericht regelmäßig aktualisiert werden, um die weitere Entwicklung transparent darzustellen. Damit dient er auch als Monitoringinstrument. Ziel ist es, dass Nachhaltigkeitsbericht und –strategie im Einklang miteinander stehen.
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