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Artensterben in Agrarlandschaften: Digitales Dossier der Leopoldina zeigt acht Wege zum Wandel

In Agrarlandschaften wohnen immer weniger Arten | Foto: Loren King

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina illustriert in einem digitalen Dossier den dramatischen Rückgang der Artenvielfalt – insbesondere in der deutschen Agrarlandschaft. Für den dringend notwendigen Wandel werden acht Handlungsoptionen formuliert, die einen Weg aus der gefährlichen Lage ermöglichen. 

Ob Rebhuhn, Turteltaube oder Kiebitz – die Kurven zeigen nach unten. In den letzten dreißig Jahren sind die Bestände um teils 90 Prozent zurückgegangen. Jeder dritte Schmetterling und die Hälfte aller Ackerwildkräuter sind schon verschwunden. Übermäßig betroffen vom Artensterben seien laut Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina die Agrarlandschaften Deutschlands und Mitteleuropas. Es bestehe dringendster Handlungsbedarf – aber auch die Hoffnung, den negativen Trend wieder umzukehren.  

Wandel muss gesamtgesellschaftlich erfolgen 

Ansetzen müsste diese Trendumkehr bei einem Wandel der Landwirtschaft hin zu einem nachhaltigen Modell, dass nur gesamtgesellschaftlich getragen werden könne. Die Herausforderung dürfe nicht allein durch ein Umdenken der Landwirte erfolgen, da diese in Rahmenbedingungen agieren, die oft kein anderes Handeln zuließen. Wirtschaftliche Zwänge würden zur industriellen Landnutzung führen, die politischen Rahmenbedingungen würden dies nur befeuern – genauso wie das Konsumverhalten jeder und jedes einzelnen. Als wichtigsten Ansatzpunkt werden die Subventionszahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) benannt: diese sollten in Zukunft vor allem biodiversitätsfreundliches Landwirtschaften unterstützen. 

Acht Handlungsfelder gegen Artensterben 

Im digitalen Dossier zur Stellungnahme mit dem Titel „Biodiversität und Management von Agrarlandschaften” folgen auf eindringliche Darstellungen des Rückgangs von Biodiversität acht Lösungsansätze. Kombiniert könnten diese laut der Leopoldina das Artensterben aufhalten und die sinkenden Kurven wieder umdrehen. Benannt werden folgende Handlungsfelder: 

  1. Weiterentwicklung der Agrar- und Umweltpolitik auf europäischer und nationaler Ebene: Subventionszahlungen sollten zukünftig stärker an tatsächlich erbrachte und messbare Ökosystemleistungen geknüpft werden 

  2. Anpassung des Agrar- und Umweltrechts: Schaffung eines EU-Landwirtschaftsgesetzes mit rechtlich bindenden Umweltschutzvorschriften und gegen Wettbewerbsverzerrung in der EU. 

  3. Entwicklung von planungsbasierten, regional differenzierten und gemeinschaftlichen Ansätzen: Landnutzung soll sich ändern, vor allem sollen Flächen renaturiert werden 

  4. Verantwortung der Kommunen: Forderung nach stärkerem Einsatz für Biodiversität 

  5. Einfluss durch Handel und Märkte: Kennzeichnung regionaler biodiversitätsfreundlicher Produkte, verbesserte Infrastruktur und Verringerung von Lebensmittelverlusten 

  6. Unterstützung von landwirtschaftlichen Betrieben: Biodiversitätsfreundliche Produktion muss wirtschaftlich attraktiv werden, neben ökologischem Landbau soll der Rahmen für innovative Konzepte ausgebaut werden 

  7. Veränderung der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Wertschätzung: Konsumentenverhalten ändern hin zu mehr Bereitschaft zum Kauf biodiversitätsfreundlicher Produkte bei gleichzeitig reduziertem Fleischkonsum 

  8. Ausbau von Monitoring und Forschung: Maßnahmen müssen überprüft und dokumentiert werden 

Umdenken muss auf EU-Ebene verankert werden 

Diese umfassenden, aber laut der Leopoldina unumgänglichen Maßnahmen fordern also von der Landwirtschaft, von Politiker*innen und Konsument*innen in der EU ein Umdenken. Wie die Süddeutsche Zeitung in ihrer Berichterstattung aufzeigt, muss der erste Denkanstoß bei der kommenden Abstimmung des Europaparlaments über die zukünftige Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) erfolgen.  

Hier geht es zum interaktiven Digitalen Dossier.

Die Stellungnahme „Biodiversität und Management von Agrarlandschaften“ zum Download. 

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