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Von Donuts und Baguettes: Aktualisierte Modelle für planetare Grenzen

Fanning, AL and Raworth, K (2025). Doughnut of Social and Planetary Boundaries monitors a world out of balance, Nature (in press)
Copyright für alle Illustrationen: siehe unten

Die neuste Aktualisierung des Donut-Modells für soziale und planetare Belastungsgrenzen bringt einige zentrale Neuerungen mit sich. Gleichzeitig gibt es Updates zu gefährlichen Grenzüberschreitungen. Ein Überblick.

Unser Planet ist belastet – und das vor allem durch menschliches Handeln. Schon 2009 wurde durch eine Forscher*innengruppe um Johan Röckstrom das Modell der planetaren Grenzen entwickelt. Die neun Grenzen umfassen u.a. Klimawandel, Ozonschicht oder den Verlust der Artenvielfalt.

Siebte planetare Grenze überschritten

Waren bisher sechs der Grenzen als überschritten eingestuft, reiht sich laut neustem Bericht des Planetary Boundaries Science Lab am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) seit diesem Jahr auch die Ozeanversauerung ein. Hauptursache sei die Verbrennung fossiler Energieträger, verstärkt durch Abholzung und Landnutzungswandel. Dies führe perspektivisch zum Zusammenbruch von Nahrungsketten in den Meeren, was letztlich die Lebensbedingungen auf dem gesamten Planeten bedrohe.

Weitere Hintergründe dazu hier.

Update für das Donut-Modell

Neben diesen Aktualisierungen wurde jüngst auch ein weiteres Modell planetarer Grenzen neu aufgelegt. Das erstmals 2012 durch Kate Raworth vorgestellte Modell der Donut-Ökonomie ist nach 2017 ein drittes Mal weiterentwickelt worden. Neben den planetaren Grenzen enthält dieses auch soziale Belastungsgrenzen, wie Bildung, Frieden, Geschlechtergleichstellung, Energie oder Wohnen. Zwischen den ökologischen und sozialen Dimensionen befinde sich, so die Idee des Modells, ein sicherer und gerechter Raum für die Menschheit und ihr Wirtschaften.

Die neuste Publikation zum Modell, „The Evolving Doughnut“, aktualisiert die Dimensionen und herangezogenen Indikatoren. Zudem macht es historische Veränderungen zwischen den Jahren 2000 bis 2022 sichtbar. Perspektivisch sollen die Daten im Doughnut nun jährlich aktualisiert werden.

Donut-Cluster zeigen Verantwortlichkeiten und Bedürfnisse

Darüber hinaus werden die aktuellen Ergebnisse in drei Clustern aufgeschlüsselt, um den Einfluss von drei Gruppen sichtbar zu machen: den 40% der ärmsten Länder, die 40% der mittleren Länder und die 20% der reichsten Länder.

Diese neue Betrachtungsweise ermöglicht einen Blick auf die soziale Absicherung der jeweiligen Ländergruppe bei gleichzeitiger Fokussierung auf die Beiträge zur Überschreitung der planetaren Grenzen.

In der Aussage bleibt eine Überraschung aus:

Die ärmsten Länder tragen kaum zur ökologischen Krise bei, leiden aber massiv unter sozialen Defiziten, die durch Umweltveränderungen noch verschärft werden. Die reichsten Länder haben im Durchschnitt wenig soziale Defizite (wobei hier nicht alle Gruppen von Menschen gleich profitieren), sind aber hauptverantwortlich für die Überbelastung des Planeten und seiner ökologischen Limits. Die mittleren Länder liegen dazwischen – sowohl bei Defiziten als auch bei Überschreitungen.

Soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit müssen also parallel angegangen werden. Wobei die reichsten Länder ihren ökologischen Fußabdruck drastisch reduzieren und gleichzeitig ärmere Länder bei der Erreichung sozialer Mindeststandards unterstützen müssten.

Neues Modell, neue Vergleichbarkeit

Eine neue Modellvariante wurde ebenfalls eingeführt, die den Donut sozusagen „aufrollt“. In dieser als Baguette beschriebenen Form, können die ökologischen Grenzüberschreitungen und die Defizite in der sozialen Dimension noch besser mit korrespondierenden Indikatoren betrachtet werden. Die Form unterstützt zudem die Vergleichbarkeit verschiedener Zeitpunkte, um Entwicklungen besser sichtbar zu machen. Deutlich wird mit Blick auf vergangene Daten, dass es (wenn auch moderate) messbare Verbesserungen in der sozialen Dimension gibt, während die Überschreitungen der planetaren Grenzen immer weiter voranschreiten.

Im zur Publikation zugehörigen wissenschaftlichen Artikel verdeutlicht Autorin Kate Raworth, dass soziale Verbesserungen etwa fünfmal schneller erfolgen und die ökologischen Belastungen sofort gestoppt und umgekehrt werden müssten.

Der gesamte Artikel ist im Nature Magazin erschienen und ist frei zugänglich: Link

Weitere Hintergründe zum Donut-Modell sowie die Grafiken als Download: Link

Copyright für alle Illustrationen: © Fanning, AL and Raworth, K (2025). Doughnut of Social and Planetary Boundaries monitors a world out of balance, Nature (in press) under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International license | Link

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