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Aktuelle Klimaprojektion: Auf diese Klimaentwicklungen muss NRW sich einstellen

Mittlere jährliche Lufttemperatur in °C in NRW: Beobachtung 1881–2023 und Projektionen 1971–2100 für das Klimaschutz-, und Weiter-wie-bisher-Szenario. (Quelle: LANUV NRW)

Eine aktuelle Publikation des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) zeigt auf, welche weitreichenden Folgen die globale Klimaerwärmung für Nordrhein-Westfalen haben wird. Wie sich zentrale Klimaparameter aktuell entwickeln, welche Regionen NRWs besonders betroffen sein werden und welche Empfehlungen das LANUV ableitet, fassen wir hier zusammen.

Der Klimawandel schreitet voran – auch in NRW hat sich das Klima seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im 19. Jahrhundert deutlich verändert. Starkwetterereignisse, wie die Flutkatastrophe 2021, Hitze- und Dürresommer wie in den Jahren 2018, 2019 und 2022 sowie Waldbrände im Sauerland im Jahr 2022 sind nur einige Beispiele für die gravierenden Folgen des Klimawandels für Mensch, Umwelt und Infrastruktur.

Diesen Entwicklungen begegnet NRW mit eigenem Klimaschutzplan sowie einer Klimaanpassungsstrategie - die aktuell nach dem 2021 beschlossenen Klimaanpassungsgesetz entsprechend weiterentwickelt werden soll.

Hierfür sind valide Daten zwingend notwendig. Diese stellen die Grundvoraussetzung für die Vorhersage möglicher zukünftiger Klimaentwicklungen dar und ermöglichen erst die Entwicklung zielführender Gegenmaßnahmen. Das LANUV ist in NRW hierbei die erste Anlaufstelle, wenn es um Datenfragen zum Klimawandel geht. Diese sind auf der Plattform Klimaatlas NRW für die Zivilgesellschaft und politische Entscheider*innen öffentlich einsehbar.

Die aktuelle Publikation „Klimaentwicklung und Klimaprojektionen in Nordrhein-Westfalen“ des LANUV zeigt nun gebündelt auf, welche Klimaentwicklungen bereits heute in NRW beobachtbar sind und auf welche weitreichenden Folgen sich NRW zukünftig einstellen muss.

Mittlere jährliche Niederschlagssumme in mm in NRW: Beobachtung 1881–2023 und Projektionen 1971–2100 für das Klimaschutz-, und Weiter-wie-bisher-Szenario. (Quelle: LANUV NRW)

Starke Klimaveränderungen in NRW bei „Weiter wie bisher“

Der Fachbericht beschreibt die mögliche zukünftige Entwicklung diverser Klimaparameter in NRW anhand dreier verfügbarer Klimaszenarien, die in ähnlicher Form auch in den Sachstandsberichten des Weltklimarates (IPCC) verwendet werden.  

  1. Klimaschutz-Szenario
    Pariser Klimaabkommen wird eingehalten – globale Erderwärmung um 0,9 – 2,3 C

  2. Moderates Szenario
    Eine globale Erderwärmung von ungefähr 2,4 C (1,7 – 3,2 C)

  3. Weiter-wie-bisher-Szenario
    Eine Erderwärmung von ungefähr 4,3 C (3,2 – 5,4 C)

Auf Basis dieser Klimaszenarien wurden anhand bestehender Daten zukünftige Entwicklungen von Klimaparametern modelliert. Wir fassen die wichtigsten Einzelergebnisse der LANUV-Projektionen zusammen:

  • Lufttemperatur
    Im Vergleich zum Referenzwert konnte in den Jahren 1991–2020 ein durchschnittlicher Anstieg der Lufttemperatur von 1,6 C beobachtet werden. Im günstigsten Klimaschutz-Szenario wird die durchschnittliche Lufttemperatur auf diesem Niveau bleiben – das negativste Weiter-wie-bisher-Szenario würde für NRW im Zeitraum 2071– 2100 einen durchschnittlichen Temperaturanstieg um weitere 3,7 C

  • Hitzebedingte Kenntage
    In der beobachteten Periode 1991-2020 konnten jährlich durchschnittlich etwa 8 Tage mit Temperaturen über 30 C verbucht werden. Im Falle des Weiter-wie-bisher-Szenarios erwartet NRW ein Anstieg auf bis zu 28 hitzebedingte Kenntage pro Jahr. Gerade Tropennächte mit mehr als 20 C würden sich vervielfachen und ggf. mehrfach im Jahr auftreten. Dürreperioden würden deutlich wahrscheinlicher.

  • Niederschläge
    Das Jahr 2023 sticht in der Gesamtbetrachtung hervor: Mit einer Niederschlagssumme von 1198 Litern pro Quadratmeter war es das niederschlagsreichste – und mit 11,2 Grad Durchschnittstemperatur auch das wärmste – Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in NRW. Die Projektionen des LANUV lassen auf keine wesentliche Änderung der Jahresniederschlagsmenge schließen. Die Daten lassen jedoch Rückschlüsse darauf zu, dass Sommerniederschläge eher abnehmen und Winterniederschläge zunehmen werden.

  • Starkregen
    Luft kann mit jedem weiteren Grad an Temperaturanstieg sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen, wodurch der Wasserkreislauf verstärkt wird. Auch in NRW könnten Gewitter und schwere Regenschauer mit fortschreitender Erderwärmung zunehmen. Gerade in Kombination mit einem abschwächenden Jetstream werden Starkregenereignisse länger an einem Ort verweilen und ihre Intensität wird zunehmen.
Gewichtet-aggregierte Hotspot-Karten der Klimaindikatoren (u.a. Jahresmitteltemperatur, Anzahl Trocken- und Starkregentage, Tropennächte und Jahresniederschlagssumme) für Deutschland für Mitte und Ende des Jahrhunderts. (Quelle: LANUV NRW)

Unterschiedliche Auswirkungen nach Region

Interessant ist, dass die allgemein skizzierten Entwicklungen der betrachteten Klimaparameter nicht alle Regionen des Landes gleichermaßen treffen werden. Besonders die bereits heute schon zu den wärmsten Regionen bundesweit zählenden, dicht besiedelten Bereiche entlang von Rhein und Ruhr werden mit dem fortschreitenden Anstieg der Durchschnittstemperatur und der Zunahme von heißen Tagen und Tropennächten konfrontiert werden. Gerade bei längeren Trockenperioden steigt hierdurch die Gefahr von Einschränkungen in der Wasserversorgung durch Nutzungskonkurrenz.

In Mittelgebirgsregionen kann das Risiko von Starkregenereignissen und der damit verbundenen Gefahr von Sturzfluten und abrutschenden Hängen zunehmen. Derartige regionale Unterschiede müssen in lokalen Klimaanpassungsmaßnahmen berücksichtigt werden.

Klimaanpassung unter Vorbereitung auf „Weiter-wie-bisher“-Szenario

„Aktuelle Auswertungen zeigen, dass die derzeitigen globalen Klimaschutzmaßnahmen nicht ausreichen, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen“, erklärte LANUV-Präsidentin Elke Reichert. „Wenn keine weiteren Anstrengungen unternommen werden, erwarten wir nach jetzigem Stand einen globalen Anstieg um etwa drei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts gegenüber vorindustrieller Zeit.“

Das LANUV empfiehlt daher eine Ausrichtung des Handelns am Weiter-wie-bisher-Szenario.

Umfassende Anpassungsmaßnahmen sind deshalb in verschiedenen Handlungsfeldern erforderlich. Besonders im Bereich der Stadtentwicklung, in der Landwirtschaft und im Waldbau muss hierbei nach Einschätzung des LANUV etwas getan werden. Dazu gehört etwa die Verbesserung der Infrastruktur für den Hochwasserschutz, die Wiederherstellung des naturnahmen lokalen Wasserhaushalts sowie die Anpassung von Gebäuden und Grünflächen an die veränderten klimatischen Bedingungen – auch im Sinne des gesundheitlichen Hitzeschutzes. Anpassungsmaßnahmen in Land- und Forstwirtschaft können die Förderung des Anbaus klimaresilienter Pflanzenarten oder die Förderung von Maßnahmen zur Bodenverbesserung und -erhaltung beinhalten.

 

Zum Fachbericht des LANUV hier.

Zum Klimaatlas NRW hier.

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