SDGs in der EU: Europe Sustainable Development Report 2020 liefert Daten zum Umsetzungsstand und Entwicklungsmöglichkeiten

Wie steht es in der Europäischen Union um die Umsetzung der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) die 2015 in der Agenda 2030 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden? Und welchen Platz belegt Deutschland im EU-weiten Ranking? Der Europe Sustainable Development Report 2020 liefert unabhängige quantitative Ergebnisse. Wir fassen zusammen, was der Bericht beinhaltet.

In vier Kapitel gliedert sich der zweite Europe Sustainable Development Report, der von Expert*innen des Sustainable Development Solutions Network (SDSN) und des Institute for European Environmental Policy (IEEP) erarbeitet wurde. Zunächst erfolgt eine Aufschlüsselung der EU-weit gesammelten Daten inklusive eines Rankings der EU-Staaten zum jeweils aktuellen Umsetzungsstand der SDGs. Anschließend werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die internationale Umsetzung der SDGs dargestellt. Es folgen Impulse für sechs mögliche Transformationsbereiche in der EU, die das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele ermöglichen sollen, sowie sechs Schlüsselwerkzeuge für eine erfolgreiche Implementierung der SDGs.

EU-weite Daten zum Umsetzungsstand der SDGs

Das erste Kapitel des Berichts arbeitet gesammelte Daten zum Umsetzungsstand der SDGs aus ganz Europa auf, um verschiedene Vergleiche zu ermöglichen. Zum Beispiel kann der Fortschritt in der SDG-Umsetzung im Vergleich zwischen Nord- zu Süd-Europa aufgezeigt werden. Durch eine beeindruckende Visualisierung der Daten wird durch Farben und Symbole kenntlich gemacht, wie der Umsetzungsstand jedes einzelnen SDGs pro EU-Staat ausfällt – die Skala erstreckt sich von „SDG erreicht“ bis „große Herausforderungen verbleiben“.

Auf einen Blick wird mithilfe der Visualisierung deutlich, dass es EU-weiten Handlungsbedarf bei SDG 2 (Kein Hunger), SDG 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion) und SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) gibt. Auch bei SDG 14 (Leben unter Wasser) und SDG 15 (Leben an Land) schneidet die EU insgesamt eher schlecht ab. Positiver sieht es hingegen bei SDG 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur) und auch SDG 1 (Keine Armut) aus.

Deutschland verfehlt im Ranking knapp die Top 5

Dank der Daten konnte zudem ein Ranking erstellt werden, welche Staaten bisher die größten Fortschritte bei der Umsetzung der SDGs gemacht haben. Platz 1 belegt Finnland mit einem Wert von 81,10 Prozent Erreichung aller SDGs. Es folgen Schweden, Dänemark, Österreich und Norwegen. Deutschland belegt Platz 6 – mit 74,62 Prozent. Schlusslicht im Ranking ist Bulgarien (55,77%), auch Rumänien, Zypern, Griechenland und Malta liegen weit zurück.

SDG-Messung essenziell für nachhaltigen Weg aus der Corona-Krise

Das zweite Kapitel des Berichts legt den Fokus auf die COVID-19-Pandemie und die damit einhergehende Krise. In der Pressemitteilung zum Bericht verdeutlicht Céline Charveriat, des IEEP, dass die Messung der SDGs während der Corona-Pandemie mit den richtigen Indikatoren essenziell sei, um einen gerechten, grünen und resilienten Weg aus der Krise zu garantieren.

Dank der Daten können EU-weite und internationale Vergleiche erstellt werden, die Aufschluss darüber geben, welche Länder mit welchen Strategien inwiefern Erfolge im Kampf gegen Corona verbuchen konnten. Zudem werden Lektionen formuliert, wie Krisen- und Krankheitsvorbeugung zukünftig gelingen können. Dabei stehen internationale Zusammenarbeit, eine strategische Vorbereitung auf kommende Krisen und die Stärkung des Gesundheitssystems im Mittelpunkt.

Sechs Transformationen zur Umsetzung der SDGs

Der Europe Sustainable Development Report 2020 nutzt seine Daten zudem, um sechs Transformationsbereiche für die EU zu benennen. Werden diese sechs Bereiche erfolgreich umgesetzt, so heißt es im Bericht, könnten die Nachhaltigkeitsziele bis 2030 erreicht werden.

Die Bereiche:

1) Bildung und Innovation

2) nachhaltige Energie

3) nachhaltige Gemeinschaften, Mobilität und Wohnsituationen

4) nachhaltige und Ernährungssysteme plus Schutz der Biodiversität

5) emissionsfreie Kreislaufwirtschaft

6) digitale Transformation

Sechs Schlüssel zur Implementierung

Der letzte Abschnitt des Berichts stellt die wichtigsten Werkzeuge vor, mit denen die SDGs, die Transformationsbereiche sowie der Green Deal umgesetzt werden können. Diese müssten zudem durch eine starke Kommunikations- und Bildungsstrategie gestützt werden.

Die Werkzeuge:

1) neue Industrie Strategie

2) Finanzierung

3) kohärente nationale und EU-weite SDG-Richtlinien

4) Koordinierung von SDG- und Green Deal-Diplomatie

5) Standards und Berichterstattung für Unternehmen

6) Rahmen für Monitoring und Berichterstattung der SDGs

EU muss Vorbildrolle wahrnehmen

Im Ausblick, wie auch an vielen anderen Stellen im Bericht, wird darauf hingewiesen, dass die Agenda 2030 mit ihren SDGs das richtige Rahmenwerk seien, um nachhaltig aus der Corona-Krise hervorzugehen. Zudem wird die wichtige Rolle der EU im globalen Kontext wieder und wieder unterstrichen – sie diene anderen globalen Playern als Vorbild und müsse bei internationalen Anstrengungen eine Vorreiterrolle einnehmen.

Den Bericht mit vielen weiteren Daten und ausführlichen Analysen finden Sie hier.